März 2004

Vom armen (Dorf-)Schulmeisterlein

Zumindest die Älteren unter der Leserschaft “meiner Hämmer” kennen noch das Lied vom armen Dorfschulmeisterlein, das da mehr schlecht als recht sein Leben fristet und auf mildtätige Gaben der Eltern seiner Schüler angewiesen ist. Noch zu Beginn des 20.Jahrhunderts waren die Lehrer tatsächlich arme Schlucker, doch das Bild hat sich gewandelt. Reich werden kann man in dem Berufszweig natürlich nicht, aber man hat sein Auskommen. Meist sind die Damen und Herren Wissensvermittler, zu denen ich ja bekanntlich auch zähle, verbeamtet, das heißt, es müssen keine Beiträge zur Rentenversicherung gezahlt werden. Ein weiterer Vorteil der beamteten Mitmenschen ist die Tatsache, dass die Anstellung immer auf Lebenszeit erfolgt, um den Job muss man also nie fürchten. Und dann gibt es noch so eine Beamtenspezialität: die Krankenversicherung ist gewissermaßen fifty-fifty geteilt. Zur einen Hälfte zahlt man aus eigener Tasche eine private Krankenversicherung, da die nur die Hälfte zahlt, beträgt auch der Beitragssatz nur 50 %. Die andere Hälfte der Krankheitskosten bezahlt die sogenannte Beihilfe, logischerweise :-)) ist das dann keine Bezahlung, wie Otto - Normalbürger von der gesetzlichen Krankenkasse bekommt. nein, ein Beamter darf sich auf Staatskosten (zur Hälfte) privat behandeln lassen, bisher sowohl beim Arzt als auch im Krankenhaus.

Politiker sind zwar manchmal blöde, doch zuweilen gibt es sogar bei denen Lichtblicke. Auf alle Fälle kamen die baden-württembergischen Finanzwächter darauf, dass es angesichts der prekären Finanzlage wohl kaum noch gerechtfertigt sei, dass Beamte von staatlicher Seite Anspruch auf ein Zweibettzimmer im Krankenhaus und auch auf eine  Chefarztbehandlung in einem solchen haben. Gleichzeitig kann aber jeder Beamte in Zukunft eine Option ziehen, indem er sich für 13 € monatlich quasi beim Staat eine Zusatzversicherung zulegt und damit hätte er wieder die bevorzugte Behandlung im Krankenhaus. Außerdem wurde in B-W verfügt, dass eine Kostendämpfungspauschale eingeführt wird, will heißen, ein Grund- und Hauptschullehrer muss in Zukunft pro Jahr 90 € seiner Krankheitskosten selbst zahlen, bei einem Gymnasiallehrer sind es 120 €.

Und jetzt bitte ich die Leser sich mit mir in ein Lehrerzimmer zu begeben... Name und Ort der Schule tut jetzt hier mal nichts zur Sache. Hört Ihr den Aufschrei des Protests und des Wehklagens?? Vor allem von denjenigen, die das alles zweifach berappen müssen, weil der Ehemann doch auch Lehrer ist. Seht Ihr den Ausdruck geballter Wut in den Mienen der Betroffenen, wenn der Schulleiter mit ernsten und gesetzten Worten vom Drama der massiven Verschlechterung der Existenzgrundlage berichtet?? Spürt Ihr das Entsetzen, das sich (in Teilen des Kollegiums) breit macht??) Rechnet mit!! Pro Jahr fallen also 90 € Kostendämpfungspauschale und 12 x 13 € Zusatzversicherung an, macht zusammen 246 €. Dafür ist man dann Privatpatient im Krankenhaus (ambulant ist man das ohnehin), zahlt keine Praxisgebühr, leistet keine Zuzahlung für Medikamente und bekommt auch noch die etwas bessere Medizin!

Lehrerinnen und Lehrer spielen in diesen Tagen die Arschlöcher der Nation; jeder Idiot kann offensichtlich in Erziehungsfragen mitreden. Schüler und Eltern haben inzwischen unumstößliche Rechte, vernachlässigen aber oft ihre Pflichten. So gesehen ist es kein leichter Beruf, aber es schreit zum Himmel, wenn sich beamtete Menschen gegen eine m.E. geringe Eigenbeteiligung der eigenen Versorgung im Krankheitsfalle wenden. Führt man sich vor Augen, welche Opfer das Millionenheer von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern bringen müssen, aber auch die Millionen Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen, so ist das jammernde Gehabe einiger (bei weitem nicht aller!!!!) Beamtinnen und Beamten ein Schlag ins Gesicht der oben genannten Bevölkerungskreise. Vielleicht sollte manch eine oder manch einer auch mal daran denken, dass man ohne die Arbeitsplatzgarantie möglicherweise gar kein Recht mehr auf diesen garantierten Arbeitsplatz hätte, weil man bei gleicher Arbeitsleistung und Berufsauffassung in der freien Wirtschaft schon einen Tritt in den Hintern bekommen hätte, inklusive einer Kündigung!!

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