Juli 02

Götter in Weiß??

Vorab eine Bemerkung: Die nachfolgende Geschichte soll nicht pauschalierend und generalisierend den Ärztestand diffamieren. Wie in jeder anderen Berufssparte gibt es auch hier solche und solche!!!

Aus Gründen des Datenschutzes ist die Geschichte ohne namentliche Nennung geschrieben, doch ist sie tatsächlich geschehen und der Leidensweg dauert noch an...

Irgendwo in einer Kleinstadt Baden-Württembergs stolperte  im vergangenen November eine ungefähr 65-jährige Frau über den Bettvorleger in ihrem Schlafzimmer, war durch den Sturz stark benommen und bemerkte quasi im Dämmerzustand nicht, dass sie sich eine Platzwunde zugezogen hatte. Diese bemerkte erst der heimkehrende Ehemann. Eigentlich wäre ein Krankenwagen zum Transport in die Klinik fällig gewesen, doch nach  gerade überstandenen Hüftoperationen und längeren Klinikaufenthalten wollte die Frau nichts davon wissen.

Also brachte der Ehemann seine Frau zu einem Orthopäden, weil nicht die Wunde, sondern fürchterliche Schmerzen im Halswirbelbereich Grund zur Sorge waren. Eine sofortige Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule ergab keinen negativen Befund, vorsorglich schickte der Orthopäde die Frau zur CT, für die ein für das gesamte Stadtgebiet zuständiges Röntgenfachinstitut verantwortlich zeichnet. Aber auch hier konnte laut Bericht des Arztes nichts festgestellt werden.

Es folgten ca. 7 Monate mit unbeschreiblichen Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, neben den herkömmlichen Behandlungsmethoden wurde Akupunktur angewendet, diverse Spritzen verabreicht und vor allem auf Krankengymnastik gesetzt, doch auch mehr als 30 Behandlungen in der Krankengymnastik brachten ebenso wenig Linderung wie alle anderen Anwendungen.. Die Frau konnte nach wie vor nicht ins Bett liegen, sondern verbrachte ihre Nächte sitzend in einem Sessel.

Endlich forderte sie eine Überweisung zu einem Neurologen, der ebenfalls nichts Auffälliges für sein Gebiet feststellte, der aber bei der Symptomatik hell wach wurde und sofort eine Überweisung zu einem Schmerztherapeuten ausstellte. Dieser forderte eine erneute sofortige Computertomografie und rief beim Röntgeninstitut an. Dort negierte man den zuständigen Arzt, doch der Schmerztherapeut blieb hartnäckig, nahm den Röntgenologen förmlich “in die Mangel”, bis dieser dann zugab, da sei wohl  ein Bruch gewesen, doch habe er diesen als alt eingestuft.

Der Schmerztherapeut handelte sofort und ordnete eine Überführung der Patientin in die UNI-Klinik Freiburg an, wo man allerdings nur die inzwischen evidente Dens-Fraktur bestätigen konnte. Der zuständige Professor betonte, dass diese bereits auf den November-Aufnahmen sehr deutlich zu erkennen war!!! Die UNI-Klinik Freiburg sah sich allerdings außer Stande, die Fraktur operativ zu behandeln und überwies die Frau an die UNI-Klinik Ulm, wo sie derzeit auf die äußerst komplizierte Operation wartet.

Im Klartext heißt eine Dens-Fraktur, dass die Frau ihr Genick gebrochen hat und wie durch ein Wunder noch am Leben ist. Acht Monate mussten vergehen, ohne dass die auf der Hand liegende Ursache der Schmerzen erkannt wurde. Zu danken ist dem Neurologen und vor allem dem Schmerztherapeuten für deren rasches Handeln. Im Nachhinein überfällt einen der Schüttelfrost, wenn man bedenkt, was bei der Krankengymnastik hätte passieren können.

Es ist wirklich ein Hammer, dass der Röntgenologe so sorglos mit Röntgenbildern umgeht, die nicht genau anschaut. Aber auch der Orthopäde hätte früher stutzig werden müssen, ganz zu schweigen von der Krankengymnastin, die die Behandlung sofort hätte abbrechen müssen.

Der “Oberhammer” aber ist, dass sich keiner der beiden Ärzte bisher gemeldet hat und sich erkundigte, wie es der Patientin denn nun geht.....

zurück zum Hammer 2002