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Zunächst einmal die kurze Vorgeschichte, die aus Gründen des Datenschutzes sehr allgemein gehalten werden muss: Vor kurzem trafen sich die Klassenlehrerin eines Schülers der
3.Klasse einer Grundschule, ein Kooperationslehrer der Förderschule und ich als Kooperationslehrer der Schule für Erziehungshilfe, um über den weiteren schulischen Werdegang des Kindes zu beraten. Es ging um
die Frage, ob der Junge in der Regelschule verbleiben, wegen seiner durch einen Kinderpsychiater festgestellten verminderten Intelligenz die Förderschule oder wegen seiner sehr massiven Verhaltensauffälligkeiten die
Schule für Erziehungshilfe besuchen sollte.
Der Förderschullehrer lehnte das Kind für die Aufnahme des Kindes an der Förderschule ab, da er inzwischen von seiner früheren Meinung abgewichen sei. Noch vor einigen Jahren habe
er dafür plädiert, entsprechende Kinder so früh wie möglich in der Förderschule zu beschulen, heute sei er der Überzeugung, dass alles probiert werden müsse, um die Kinder in der Regelschule zu belassen. Was
allerdings unter “ALLES” zu verstehen ist, ließ er offen.
Nun ist es so, dass ich persönlich nicht der erklärte Gegner der Integration lernbehinderter KInder und scharfer Verfechter der Separation bin, doch bin ich der Meinung, dass die
Kinder, die trotz ihrer Behinderung - ob körperlicher, geistiger oder sozialer Art - in der Regelschule bleiben sollen, ein Recht auf eine auf sie zugeschnittene Förderung haben. Das schulische System muss dann
dafür sorgen, dass genügend Einzel- oder Kleingruppenförderung gewährleistet ist. Es darf nicht sein, dass man die LehrerInnen alleine lässt. Im Allgemeinen läuft es gegenwärtig darauf hinaus, dass man ein bisschen
Ergotherapie, einen Besuch der Erziehungsberatungsstelle oder beim Kinderpsychiater empfiehlt, ein wirkliches Konzept besteht nicht. An den Kindern wird ziel- und planlos herum”gedoktert”, wie man im süddeutschen
RAum zu sagen pflegt.
Die Folgen solcher unsauberen Aussagen und der nicht klar definierten Aussage des Förderschullehrers
sind dann in den oberen Jahrgängen sichtbar, ohne dass sich die Förderschullehrer noch um die Probleme kümmern müssen, denn dann sind die Jugendlichen meist zu alt zur Aufnahme in die Förderschule. Nur zu oft werden wir als Kooperatinslehrer der Schule für Erziehungshilfe gerufen, wenn 14-jährige in 5. oder 6. Hauptschulklassen ohne Motivation herumsitzen und quasi gewartet wird, bis diese Schüler entweder durch die SfE “entsorgt” werden, oder bis man sie ins BVJ abschieben kann. Durch zu langes Zuwarten und Ausprobieren wurden diese jungen Menschen von vornherein in eine verkrachte Existenz geführt! Und dies ist m.E. ein unhaltbarer Zustand. Solange man nicht in der Lage oder nicht Willens ist, den Kindern ein anständiges und damit hilfreiches Förderprogrammm in der Regelschule anzubieten, sollten sie an den Orten beschult werden, die hierfür geeignet sind, und zwar rechtzeitig.
Die Aussagen “unseres” Förderschullehrers passen halt momentan ins Bild und werden gerne gehört,
erinnern mich aber eher an Gefühlsduselei in der Art wie :”ach, die armen Kinderchen müssen jetzt in die Förderschule und sind ihr Leben lang gezeichnet”. Ob den Kindern wirklich gedient ist, bleibt zu fragen.
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